Texte zum Werk des Künstlers
 
- "Dynamisch und gelassen" - eine Einführung in das Werk des Künstlers
 
- Vernissage Marienkrankenhaus Kassel - Laudatio
 
- Jannies Garten - Gedanken zu Uwe Rehers Bildern
 
- Evangelische Bildungsstätte Haus Nordhelle - Laudatio
 
- Kreuz der Hoffnung - eine Bildmeditation
 
- Jannies Garten
 
- Momentaufnahmen
 
- Reinste Farbbotschaften. In: (k)KulturMagazin, Mai 2016
   

 

 

 

 


 

 

Kreuz der Hoffnung
Eine Bildmeditation

Ostern zu begreifen fällt vielen heute nicht leicht. Das Kreuz ist ein Zeichen des Leides.
Und jeder, der einen leidenden Menschen begleitet hat, weiß, wie stark Anteilnahme,
Mitleid oder manchmal auch Hilflosigkeit einen selbst treffen. Da fehlen einem oft die Bilder und Worte, die Hoffnung oder Trost geben können. Das Bild  Kreuz der Hoffnung von Uwe Reher aber ist so ein Bild von Ostern.  Es ist übergroß. Vom Boden vor den Füßen bis über Kopfhöhe steht man vor einer farbigen Fülle. Eine Lilie senkt anmutig ihren Blütenkelch. Rote Malvenblüten leuchten. Andere, unbekannte Knospen drängen einem entgegen. Am oberen Bildrand recken sich Palmwedel in den blauen Himmel. Unterschiedlichste Blattformen und Blütenkelche füllen die fünf quadratischen Holztafeln in Kreuzform mehr als aus, über die Bildkanten hinweg wuchern sie scheinbar in den umgebenden Raum hinein. Ich war überwältigt von der Schönheit und Ausstrahlung dieser Pflanzen.

Der Künstler wählte als Format ein Kreuz in der uralten griechischen Form mit gleichlangen Kreuzarmen. Das Kreuz ist Symbol für das Leiden Christi. Und zugleich steht es für die Hoffnung aller Menschen,  die von Jesus gehört haben, auf die Überwindung des Todes. Das  Kreuz der Hoffnung von Uwe Reher drückt genau diese christliche Hoffnung aus.  „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein“, heißt es in einem Jesuswort, das von Johannes überliefert ist, „wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh 12,24)
Das genau ist die Osterbotschaft, die Mitte des Osterglaubens.  Das höchste Ziel des Lebens ist nicht das irdische Leben an sich. Es ist das Leben im Glauben an die Auferstehung, die ein Leben in Gottes Fülle verheißt. Wer Jesus nachfolgt, sich leiten lässt von ihm auf den Weg der Liebe, der Gerechtigkeit, der Sanftmut, der Barmherzigkeit, der Friedfertigkeit, wird sein Leben erhalten zum ewigen Leben. Nicht Leid und Tod werden ihm folgen, nicht Vergessen und Kälte, sondern Wärme und Leben, Fülle und Erlösung.

Das Gemälde ist mit seinen Maßen  von 240 x 240 weiter als jede Armspannweite und größer als jeder menschliche Körper. Bereits von weitem strahlt es über sich selbst hinaus. Aber man kann auch ganz dicht vor diesem Bild stehen  und es anschauen, Einzelheiten studieren, den Lavendel und die Oliven entdecken, über Kalmus und  Alraune staunen.
Die sich im Kreuz der Hoffnung verströmende Natur ist für mich ein Bild für Ostern. Die Gräser, Blumen und Bäume im Kreuz laden zum Hinschauen ein. Mit ihren sonnigen Farben wecken sie Lebenslust:  zugreifen, anbeißen möchte man vor diesem Bild.
Sie strahlen Hoffnung, Erfüllung, Überfluss aus.
Und so ist es auch mit dem Reden von Ostern und der Auferstehung des Todes.
Ostern ist die Geschichte der Hoffnung auf die Überwindung von Schmerz, Leid und Trost.
In diesem Bild drückt Uwe Reher etwas aus, wonach viele sich sehnen, etwas,  das der Glaube verheißt: Ostern, Auferstehung, ein verwandeltes Leben durch und bei Gott.

Ksenija Auksutat, Pfarrerin, Darmstadt