Texte zum Werk des Künstlers
 
- "Dynamisch und gelassen" - eine Einführung in das Werk des Künstlers
 
- Vernissage Marienkrankenhaus Kassel - Laudatio
 
- Jannies Garten - Gedanken zu Uwe Rehers Bildern
 
- Evangelische Bildungsstätte Haus Nordhelle - Laudatio
 
- Kreuz der Hoffnung - eine Bildmeditation
 
- Jannies Garten
 
- Momentaufnahmen
 
- Reinste Farbbotschaften. In: (k)KulturMagazin, Mai 2016
   

 

 

 

 


 

 

Jannies Garten
Gedanken  zu Uwe Rehers Bildern

Ich gehe durch Jannies Garten,
und ich wandere durch die Jahreszeiten.
Ich verliere mich im Gelb der Osterglocken,
im Rot vonTulpenorgien.
Die Paeonien verströmen ihr pfirsichrosa Parfüm.
Rosen ohne Dornen:
In China stehen Pfingstrosen
für ein erfülltes Liebesleben –
Warum wissen wir so wenig über die Seele der Blumen?
Das Blau der Iris macht trunken.
Es führt uns ans Meer, es erinnert uns an alle Blaus,
die wir in uns tragen: Aquamarin und Ultramarin –
jenseits des Meeres, dorthin,
wo längst der Himmel beginnt.
Zwischendurch fallen mir Bruchstücke
aus Gedichten ein: Das „tiefe Gelb“
von Stefan George, ist es nicht das Gelb
vom „Haus am Hang“?
Und das „Weiche Grau der Birken“,
ist es nicht das Grau vom Meer,
auf dem das Boot treibt?
Gottfried Benns „Weiß und Hibiskusrot“
entdecke ich in dem Bild „Begonie und Löwenmaul“.
Benn, Rilke, Goethe, sie alle malten
Rosen und Hortensien mit Worten.
Diese Frage bewegt mich seit langem:
Was ist eigentlich schöner,
die Feldblume, die Stockrose, der Baum,
oder die durch die Worte des Dichters
ins Leben verzauberte Pflanze?
Oder die durch die Farben des Malers neu erschaffene?
Der persische Dichter Saadi gibt die Antwort:
„Wozu soll denn von Rosen
für dich ein ganzer Strauß?
Aus meinem Rosengarten nimm dir ein Blatt heraus.
Nach fünf, sechs Tagen wirst du die Rosen welken sehen,
die Schönheit meines Gartens
wird immerfort bestehen.“Auch die Schönheit von Uwe Rehers
Bildern wird fortbestehen.
Kein Herbstwind und kein Winterfrost
kann ihnen etwas antun.
Es ist gut, sich im November
noch einmal der Farben des Sommers
zu vergewissern.
Es stimmt milde, wenn wir das Meer
auch im Dezember riechen können,
und es bereitet Vergnügen,
wenn wir auch im Januar
durch Jannies Garten gehen dürfen.

Ach ja, wer ist eigentlich Jannie?

Prof. Dr. Helge-Ulrike Hyams
Psychoanalytikerin, Marburg